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Die Jangtse-Riesenweichschildkröte

(Rafetus swinhoei)

Die Hoffnung auf das Überleben dieser Art starb eigentlich am 13. April 2019. An diesem Tag hatten Wissenschaftler versucht, eine künstliche Befruchtung des letzten lebenden Weibchens im Zoo von Suzhou versucht. Doch leider verstarb das Tier in Folge des Eingriffs. Das Aussterben der über einen Meter großen Weichschildkröte war schon seit längerer Zeit abzusehen, denn seit dem Jahr 2000 waren nur noch eine Handvoll Jangtse-Riesenweichschildkröten bekannt, so gut wie alle lebten in menschlicher Obhut. Aber auch die wenigen noch bekannten Tiere starben in den folgenden Jahren, sodass im Jahr 2007 nur noch zwei Exemplare dieser Art bekannt waren. Diese waren allerdings bereits 80 bzw. 100 Jahre alt und somit nicht mehr in einem besonders reproduktiven, also fruchtbaren Alter. Dennoch bestand etwas Hoffnung mit

dem verbliebenen Schildkröten zu züchten und so die Art zu retten. Doch dazu kam es nie. 2008 gab es zwar sehr vielversprechende Neuigkeiten für Rafetus swinhoei, als ein freilebendes Exemplar in einem See in Vietnam gesichtet werden konnte. Daneben lebte aber schon seit vielen Jahren das in Vietnam sehr bekannte und verehrte Weichschildkröten-Weibchen namens Cu Rua (steht trotz ihres weiblichen Geschlechts für Urgroßvater) in einem See in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams. Cu Rua wurde allerdings von einigen vietnamesischen Wissenschaftlern nicht als Jangtse-Riesenweichschildkröte (Rafetus swinhoei), sondern als Hoan-Kiem-Riesenweichschildkröte (Rafetus leloii) angesehen, was aufgrund 

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Beweise sehr kritisch gesehen werden muss. Die vietnamesischen Wissenschaftler sprachen sich gegen eine Kreuzung des chinesischen Tiers mit der vietnamesischen Schildkröte aus. Nach dem Tod von Cu Rua im Jahr 2016 und dem letzten verbliebenen Weibchen im Jahr 2019 gab es also keine realistische Hoffnung mehr, die Art retten zu können. Doch dann, am 22. Oktober 2020 fingen Wissenschaftler eine bis dato unbekannte Riesenweichschildkröte im Dong-Mo-See, dass durch DNA-Sequenzen Rafetus swinhoei zugeordnet werden konnte. Es kam sogar noch besser: Bei dem entdeckten Tier handelt es sich um ein Weibchen und über Umwelt-DNA konnte noch mindestens eine weitere Schildkröte in einem nahegelegenen See aufgespürt werden. Es gibt also wieder Hoffnung für die Art. Allerdings besteht weiterhin das große Problem, dass die Gründe für den Rückgang der Populationen noch immer brandaktuell sind. Denn zusätzlich zur Verschmutzung ihres Lebensraumes werden die Schildkröten selbst gezielt bejagt und ihre Eier als Mittel gegen Durchfall verwendet. Und da das im Oktober 2020 entdeckte Weibchen wieder freigelassen wurde, schwebt nicht nur sie, sondern auch die gesamte Art weiterhin in großer Gefahr.

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